Nach einigen Tagen in Stockholm bereiten wir uns auf die Heimfahrt vor. Brigitte und Carolyn nehmen das Flugzeug, ich die 2 Räder. Beim Packen merke ich dass mir jemand die Koffer aufgebrochen hat. Die Schlösser sind verbogen, aber Gott sei Dank waren die Koffer davor schon leer. Das Motorrad steht direkt neben einem Kindergarten, eigentlich eine sichere Gegend. Schien zumindest so.
Ich packe die Sachen zusammen und starte in der Früh Richtung Dänemark. Das Wetter ist schön, aber die Straßen breit und gerade. Ich fahre im direkten Weg Richtung Dänemark und will auf dem schnellsten Wege nach Deutschland. Es ist eine Kaltfront angesagt und ich will nicht die letzten Tage im Regen fahren. Außerdem war ich so lange noch nie von Zuhause weg, deswegen versuche ich auf schnellsten Wege durch Schweden durch und nach Dänemark zu kommen. Wie so oft vergeht mir in solchen Momente du Lust, Fotos zu machen, auch nicht von der Öresund Brücke zwischen Schweden und Dänemark.
Den ganzen Tag fahre ich mit Seitenwind und es ist schwierig gerade aus zu fahren. Ich habe bisher noch nie ein so überfülltes Land wie Dänemark gesehen. Die Straße durch Kopenhagen ist 5 spurig, trotzdem geht es nur im Schrittempo voran. Mein Ziel ist Rodbyhavn, von wo aus die Fähre nach Puttgarden startet und ich mir den Umweg um Dänemark herum erspare. Sie fährt 24 Stunden durch, also ist auch die Ankunftszeit nicht wichtig. Aber heute hat sie 1 Stunde Verspätung bis mein Motorrad und ich im Bauch des Schiffes verschwinden. Mit mir warten auch viele LKW’s, einige PKW’s und ein Paar aus Deutschland mit Motorrad. Ich dachte mir immer, den Seitenwind spüre nur ich, aber bei der Überfahrt werde ich eines besseren belehrt: etliche Male knallt es regelrecht und die Fähre neigt sich zur Seite. Mir wird schon ein wenig mulmig, aber der Capitän wird schon wissen.
Nach einer Stunde komme ich in Puttgarden an. Endlich wieder verständliche Straßenschilder. Ich fahre noch 30 km bis ich mir einen Campingplatz suche. Es ist bereits 20.00 Uhr und meine Suche gestaltet sich schwierig. Nicht, weil ich keinen Camping Platz finde, sondern weil bei den meisten die Rezeption bereits geschlossen ist. Der 3. Versuch gelingt endlich und ich bekomme einen Zeltplatz zugewiesen. Die ausgeschilderte Küche finde ich auch nach mehreren Anläufen nicht, das Wetter ist schlecht, es ist kalt und die Sanitärräume sind gefühlte Kilometer vom Zeltplatz entfernt. Zeit nach Hause zu kommen, ich fange zu viel zu jammern an!
Der nächste Tag beginnt wie der letzte aufgehört hat: es ist regnerisch, kalt und die Sanitärräume sind immer noch gleich weit entfernt. Vom Campingplatz bis Hamburg sind es 150 km. Ich packe meine Sachen zusammen und mache mich auf dem Weg. Der Regenanzug ist mein ständiger Begleiter, es regnet in Strömen. Erst in Hamburg angekommen wird es ein wenig besser. Ich komme viel zu früh am Bahnhof Hamburg Altona an. Das ist mir jetzt aber egal, bei diesem Wetter traut sich keine Sau aus dem Haus. Ich parke mein Motorrad direkt beim Eingang der Verladestation und erkunde die nähere Umgebung. Im Bahnhof sind Bänke und viele Restaurants und Kiosks, aber nichts überzeugt mich. Erst nach längerer Suche entscheide ich mich für ein Brot. Es ist auch nicht der Hit… Während der Wartezeit kommen immer mehr Motorrad Fahrer an, die den Autozug Richtung Süden benutzen. Auch ein Südtiroler, der seit über 30 Jahren in Hamburg wohnt, will mit seinem Trike nach Südtirol. Er erzählt mir ein wenig die Geschichte Altonas, als es noch ein heruntergekommenes Viertel von Hamburg war und Touristen es tunlichst vermeiden sollten. Deswegen die vielen Bettler und Obdachlosen…
Gegen 18.00 beginnen die Arbeiter die Fahrzeuge zu verladen. Aber die Verladerampe für unseren Zug streikt und erst nach einer halben Stunde bewegt sich das Teil. Endlich können wir auf den Zug fahren. Die Fahrt mit dem Zug ist entspannend, vor allem weil es draußen immer wieder regnet und ich im trockenen bin! Ich bin in einem 6 Personen Abteil mit dem Südtiroler und seiner Frau. Wir reden ein wenig über die derzeitige Situation in Deutschland, finden aber wenig Gemeinsamkeiten. Gegen 23.00 schlafe ich ein und wache wieder um 06.00 vor München auf. Die ganze Nacht hat es geregnet. Es war eine gute Entscheidung den Reisezug zu buchen. So habe ich 1000 km Autobahn gespart.
In München regnet es, und so versuche ich so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Die Strecke von Garmisch Partenkirchen über dem Fernpass und Imst kenne ich bereits, und so fahre ich die schnellste Strecke über dem Reschenpass nach Hause. Erst ab dem Reschenpass wird das Wetter besser und meine Stimmung steigt wieder. Alles im Allen war es eine wirklich gelungene Reise mit Höhen und Tiefen, aber genau das hatte ich gesucht und auch gefunden!
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