Die Nacht war angenehm, nur die Nachbarn waren anfangs ein wenig laut. Der morgentliche Toilettengang gestaltet sich schwierig: beim einzigen WC auf dem Campingplatz ist die Tür kaputt und lässt sich nicht öffnen. Den Spuren hinter dem Duschhäuschen folgend muss es schon länger nicht funktionieren. Ich mache Fotos von Sonnenaufgang und vom See und genieße die Ruhe am Morgen. Der Campingplatzwärter kommt erst um 8.00 Uhr und somit habe ich keinen Stress. Nachdem ich zusammengepackt hatte fuhr ich in die Innenstadt von Tuzla. Im Zentrum herrscht bereits hektisches Treiben der Handwerker und Arbeiter. Ich parke vor einem Farbengeschäft und gehe zu Fuß weiter. Der Hauptplatz wird von alten Häusern begrenzt, alles ist sauber und gepflegt. Der Krieg vor 30 Jahren hat in den Randbezirken seine Spuren hinterlassen, immer noch sind viele Gebäude von Einschusslöchern gezeichnet. Die Innenstadt hingegen erstrahlt im neuen Glanz! Auf meiner Reise durch Bosnien und Kroatien habe ich keine Minenschilder mehr gesehen. Trotzdem ist der Krieg immer noch allgegenwärtig… Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Ich kaufe in einer Bäckerei etwas Brot und am gegenüberliegenden Obststand ein paar Tomaten und Peperoni. Als ich frage wie viel es kostet lacht die Verkäuferin und wünscht mir einen schönen Tag! Ich bin baff, verstaue das Essen in den Koffern und winke freundlich zurück! Auf meiner ganzen Reise soll es mir noch öfters so gehen…
Mein Ziel heute ist die Grenze zu Rumänien. Um dorthin zu kommen durchquere ich Serbien ganz im Norden. Die Straßen in Bosnien waren interessant und hügelig, Serbien hingegen ist im Norden flach. Deswegen fahre ich ein Stück Schnellstraße, erst in der Nähe der Donau wird es hügeliger. Es ist noch früh und so fahre ich nicht auf direktem Weg zum Campingplatz, sondern nehme eine Seitenstraße der Donau entlang. Direkt am Ufer schlängelt sich ein kleines ungeteertes Sträßchen entlang, perfekt um mich auf unbefestigte Wege einzustellen, die mir noch bevorstehen. Es ist warm und ich ziehe die Handschuhe aus, um sie unter der Jacke zu verstauen. Diese Unachtsamkeit wird auch prompt bestraft, am nahen Campingplatz Camping Oaza bemerke ich dass einer fehlt. Ich könnte mich erwürgen, aber was solls… An einem kleinen See liegt ein Campingplatz. Direkt daneben ein zweiter. Ich entscheide mich für den ersteren und kleineren. Die Entscheidung war gut: es ist ein neuer Platz mit Küche, WC, Duschen, WLAN und Strand. Der Besitzer, ein junger Mann um die 30 Jahre, ist sehr freundlich und erzählt mir, dass er erst seit 2 Jahren den Platz besitzt und es schwierig ist, gefunden zu werden. Die Übernachtungskosten von 5€ (alles inklusive) soll ich per Paypal bezahlen, ich habe kein serbisches Geld gewechselt. Der Abend wird lang, ich kann nicht einschlafen. Direkt am Campingplatz wird ein Western Film als Freilicht Kino gezeigt und es muss sehr viele Tote gegeben haben. Und wieder denke ich an den Krieg vor 30 Jahren…
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