Ich wollte schon immer einmal die Nordlichter mit eigenen Augen sehen. Beste Jahreszeit ist zwischen Oktober und März. Bereits im Herbst fing ich mit der Grobplanung an, aber Corona bedingt war es so gut wie unmöglich, irgendetwas zu fixieren. Deswegen buchte ich die Fähre usw. erst ein paar Tage vor Start.

Start war Anfang Februar, die Anfahrt nach Schweden erspare ich euch…

Auch danach gab es nur eine Richtung: Norden! Während im Süden Schwedens die Straßen noch trocken und sauber waren, wurde es ab Sundsvall interessanter. Aber immer noch im Rahmen des Erträglichen, auch ohne Spikes.

Oberhalb Örnsköldsvik machte ich Halt bei einem Bekannten, wo ich in den Genuss von schwedischer Gastfreundschaft gekommen bin. Dort habe ich dann auch die Spikes montiert. Die schwedischen LKW’s fahren zwar alle ohne Spikes, dafür mit 90 km/h und mit 60 Tonnen.

Kurz nach Jokkmokk machte ich für die Nacht halt, direkt neben einem großen See. In der Hoffnung, Nordlichter zu sehen. Doch leider war die Nacht bewölkt und es war nicht viel zu sehen. Dafür war aber die Temperatur recht frisch.

Am Morgen kam dann auch eine ganze Rentierherde vorbei, die sich nicht stören ließen und um den Bäumen nach essbarem suchten. Das nächste Ziel war Esrange, das einzige Raketen Zentrum in Europa.

Auf dem Weg dorthin machte ich Halt auf einem Parkplatz neben der Straße. Und dann waren sie da:

Was am Anfang nur als grauer Schleier wie Wolken aussieht, entwickelt sich zu einen Schauspiel, dass man mit Worten nicht beschreiben kann! Nur Demut und Staunen!

Esrange im Norden Schwedens ist das einzige Testgebiet in Europa, wo Raketentechnik getestet wird. Auch eine Satelliten Empfangsstation ist dort, plus ein kleines Museum, wo die Tätigkeiten anschaulich erklärt werden. Es wird kein Eintritt verlangt, plus steht immer eine Kanne Kaffee und Kekse bereit.

Eigentlich wollte ich dort übernachten und auf Nordlichter hoffen. Doch das ganze Gebiet ist Sperrgebiet und komplett im Schatten. Deswegen fuhr ich nach dem Besuch Richtung Abisko.

Von Esrange ging es geradewegs Richtung Abisko, vorbei am berühmten Eishotel und Kiruna. Abisko ist eine kleine Stadt nach Kiruna Richtung Norwegen, bekannt wegen seinem Nationalpark und der vielen Nordlicht Werbung. Ich blieb nicht in der Stadt stehen, sondern einige Kilometer danach, neben einen großen See. Temperaturen um die -15° waren schon lang keine Seltenheit mehr.

Anscheinend hatte ich einen Nordlicht Hotspot gefunden. Busweise wurden Gäste aus den Hotels herangekarrt, um dann, ausgerüstet mit derselben Kleidung, auf Eis zu stapfen und für eine halbe Stunde die Nordlichter zu betrachten.

Eigentlich wollte ich länger draussen bleiben, aber meine beiden Cameras gaben bei den Temperaturen nach einiger Zeit den Geist auf. Die Nikon D810 hatte ein altes Problem mit Farbstreifen, die X-T4 schlug sich tapfer, aber bei -28° war bei ihr auch irgendwann Schluss.

Es war Schnee und Sturm gemeldet, auch die Temperatur sollte noch unter -30° fallen. Richtung Norwegen auf der Höhe der Lofoten war das Wetter besser gemeldet.

So entschied ich mich bei feinstem Schneesturm aufzubrechen und nach Norwegen zu fahren.

Das Wetter wurde zwar nicht besser, dafür waren aber die Temperaturen um 20° wärmer! Wenn ich in Schweden noch um die -28° hatte, waren es in Norwegen gerade mal -5°, also schon warm…

Gleich nach der Grenze zu Schweden wurde ich von der Polizei kontrolliert. Sehr freundlich fragten sie mich ob ich einen Alkoholtest zustimme, was ich fast nicht ausschlagen konnte. Es mar mein erstes Mal, deswegen war ich gespannt was das Ergebnis war. 0,0%, anderes war auch nicht zu erwarten.

Nach Narvik fuhr ich Richtung Süden, nicht auf die Lofoten, sondern Richtung Saltstraumen bei Bodø.

Saltstraumen ist der weltweit größte Gezeitenstrom, wo 2 Mal am Tag unglaubliche 400 Millionen Kubikmeter Wasser durch eine schmale Furt in / aus dem Fjord fliessen. Unglaublich wie schnell das Wasser fließt und Lärm macht. Klingt wie ein Gebirgsbach, nur die Schiffe passen so nicht in das Bild des plätschernden Baches.

Auf dem Weg Richtung Süden habe ich die Straße Nr. 17 genommen, die Küstenroute. Sie verläuft an der Küste und einige Male ist auf eine Fahrt mit der Fähre nötig. Eines Nachts mitten im Nirgendwo hörte ich den Lärm eines Radladers, nichts aussergewöhliches, da sie zum Schneeräumen verwendet werden. Als es dann aber irgendwann an meiner Tür klopfte ahnte ich schon was kommt.
Vor mir stand ein Straßenarbeiter und gratulierte mir, in 12 Jahren wo er für den Schneeräumdienst arbeitet, ist es das 2.te Mal, dass er diesen Parkplatz wegen zuviel Schnee schliessen muß. Und ich durfte mir um Mitternacht einen neuen suchen. Er entschuldigte sich mehrmals, ich wärmte den Motor vor und fuhr weiter. Schade, denn es war ein richtig schöner Platz gewesen…

Irgendwann war es dann soweit, ich überquerte wieder den Polarkreis, leider in die falsche Richtung. Aber nicht auf den eigenen Reifen, sondern auf der  Fähre Jektvik – Kilboghavn. Wehmut kam auf. Obwohl es durch den Schnee und Temperaturen mühsam war, so hat mich die winterliche Landschaft in ihren Bann gezogen!

Kurz vor Trondheim bog ich links ab, um wieder Richtung Schweden zu fahren. Ich wollte nach Mora um dort Freunde zu besuchen. Es wurde wieder winterlich! Den ganzen Tag hat es geschneit, ich war müde und nirgends war ein gescheider Platz zum stehenbleiben. Irgendwann kam dann doch ein Dorf (1 Kirche und 4 Häuser), wo ich neben der Kirche stehenbleiben konnte.

Am nächsten Tag fuhr ich weiter weil ich per Zufall eine Organisation gefunden habe, die Touren zu einer Moschus Ochsen Herde anbietet. Unsere Guide erzählte mir dass die Moschusochsen in Schweden nicht als „einheimische“ Tierart gelten, weil sie bereits vor 200 Jahren ausgestorben waren, und erst wieder in den 2000 wiederangesiedelt. Deswegen bekommen sie auch keine Unterstützung vom Staat und sind auf diese Touren angewiesen.

Nach einen Zwischenstopp in Mora ging es weiter Richtung Süden. Es hat die ganze Nacht geschneit und der Inlandsvägen Nr. 26 war mit 15cm Neuschnee bedeckt. Geräumt war sie nicht, bei der Schneemenge auch kein Wunder. Die normalen LKW und Sattel hatten große Schwierigkeiten bei den Steigungen. Da war ich froh dass ich einen 4×4 und Winterreifen mit Spikes hatte.

Letztes Ziel war Grimeton, der weltweit einige noch aktive Längstwellensender.

Leider war Corona bedingt das Museum geschlossen, es war aber trotzdem sehr interessant. Auf dem Parkplatz habe ich dann auch die Spikes rausgeschraubt, da die Strassen mittlerweile schnee bzw. eisfrei waren.

3 Wochen Schweden sind im Flug vergangen, die Fähre von Trelleborg / Kiel brachte mich wieder nach Mitteleuropa.

Zurückblickend war es eine wunderschöne Reise ohne grösseren Verlusten. Einige Dinge würde ich das nächste Mal anders / besser machen:

  • richtige Bekleidung ist alles. Unsere „Winterbekleidung und Winterschuhe“ ist gut aber nicht gut genug. Vor allem wenn man länger im Freien steht.
  • wenn mich jemand fragt wie es war dann sage ich als erstes „weit“.
  • wenn jemand gerne wandert und in der Natur unterwegs ist dann ist der Herbst besser wie der Winter / Frühling. Nur grössere Strassen werden geräumt, und irgendwann ist für jedes Fahrzeug Schluss.
  • Bei -25° kannst du noch so viel heizen, einmal gefrohren taut es nicht mehr auf. Auch Abwasserrohre brauchen eine Heizung wenn ausserhalb der Kabine.
  • Früh genug Winterdiesel tanken. Hatte nie Probleme beim Starten.