Heute geht’s Richtung Moldawien. Eigentlich wollte ich von Moldawien weiter in die Ukraine, aber vor einigen Tagen gab es wieder eine Eskalation der Krise zwischen Ukraine und Russland. Ich wollte nicht irgendwo im Nichts stranden. Und Moldawien als kommunistisches Land tut’s auch.

Start war gegen 7.00 Uhr am Campingplatz. Bei Galati ging es wieder mit der Fähre über die Donau. Das Wetter war durchwachsen, aber es regnete nicht. Die Wartezeit bei der Grenze zu Moldawien hielt sich in Grenzen. Die Ausreise aus Rumänien war einfach. Schwieriger war die Einreise in das ehemalige kommunistische Land. Die Grenzbeamten konnten bis auf eine junge Beamtin kein Englisch. Es wurde mein Pass kontrolliert und per Computer abgeglichen. Warm wurde mir nur als die Beamtin die Seriennummer auf dem Motorrad Rahmen wollte, und nicht nur auf der Plakette am Rahmen. Ich hatte keine Ahnung wo die Nummer noch eingestanzt ist. Nach einigen ratlosen Blicken erlöste mich die nette Beamtin und meinte es wäre schon gut. Noch einmal Glück gehabt! In Moldawien braucht man für die Benützung der Autobahnen eine Vignette. Doch ob man diese auch für ein Motorrad brauchte konnte mir niemand erklären. Erst ein höherer Grenzer entließ mich mit einem „Go go go“ meinem Schicksal. Endlich war ich in Moldawien.

Auf meinen Recherchen im Internet fand ich in der Nähe von Chisinau eine Campingplatz. Moldawien ist ein Binnenland und 350 Kilometer lang. Chisinau liegt ungefähr in der Mitte. Die Landschaft ist leicht hügelig, riesige Felder bestimmen das Bild. Aber es ist anders als in Rumänien: Es gibt kaum Maschinen auf den Feldern, vieles mit mit der Hand gemacht. Industrie habe ich so gut wie keine gesehen. Und wenn, dann aus der Zeit des Kommunismus und meistens aufgelassen. Die Menschen waren freundlich aber zurückhaltend, misstrauische Blicke waren aber gar einige dabei.

Die Straßen in Moldawien sind eine Geschichte für sich. Bereits 50 Meter nach der Grenze wurde der Unterschied sichtbar. Der wenige Asphalt bröselt vor sich hin, an vielen Stellen ist er überhaupt nicht vorhanden. Die Schnellstraße Galati – Cisinau gleicht auf langen Strecken einem Übungsgelände für Offroad Fahrer. Es kommt immer wieder vor dass Autos und LKW’s komplett die Seite wechseln, um den Schlaglöchern auszuweichen. Wobei Löcher nicht mehr das richtige Wort ist. Auf den 150 Kilometern hatte ich von der ärgsten Schlammpiste über Schlaglochpiste zu Betonplatten (einige fehlten…) und 6spurigen Asphalt alles.

Das Ziel war Vadu lui Voda, einem kleinen Dorf neben Cisinau, der Hauptstadt von Moldawien. Bei der kurzen Rast mitten in …. lernte ich einen Tschechen kennen, der von Prag aus per Fahrrad durch Rumänien und Moldawien wollte. Wir aßen gemeinsam zu Mittag direkt vor der Kirche. Er erzählte mir dass er durch Transnistrien gefahren ist. Bei der Einreise wurde ihm klar und deutlich klar gemacht dass er innerhalb 24 Stunden das „Land“ wieder verlassen muss. Ich will mir das Procedere ersparen und fahre Richtung Cisinau weiter.

Cisinau ist eine Grossstadt im typischen Sovjet Stil. Alte Plattenbauten mit heruntergekommenen Fassaden säumen die breiten Straßen. Es ist zwar nicht dreckig, aber grau in grau. Ich war froh als mich die Stadt wieder ausspuckte und ich 30 Kilometer weiterfahren durfte. Vadu lui Voda liegt an der Dniester und gilt als DAS Urlaubsresort für Moldawier. Das Wetter verschlechterte sich immer mehr und kurz vor meinem Ziel begann es leicht zu tröpfeln. Die Zufahrt zum Dorf war gerade (oder immer noch) aufgerissen on ohne Belag. Die Suche nach dem Campingplatz gestaltete sich schwierig, nur ein Polizist konnte ein wenig Engisch und der wusste nicht wo ich hinwollte. Der erste „Campingplatz“ entpuppte ich als all Inclusive Resort, für Jugendliche… Dort wollten sie mich auch nicht haben, ein paar Meter weiter landete ich im Resort Camping Romanita, auch für Erwachsene. Es dauert mehr als eine Stunde bis man in der Reception jemand erreichte, der englisch sprach, Russisch war die einzige Sprache mit der man sich verständigen konnte. Ein weiterer Diskussionspunkt war der Stellplatz meines Motorrades. Sie wollten es partout direkt vor ihrer Wohnung parken. Ich wollte nicht, sondern lieber in der Nähe meines Zimmers. Also wieder hin und her telefoniert, am Ende klappte es dann doch. Doch meine Motivation war an einem Tiefpunkt angelangt. Am Abend wurden alle Eingänge verschlossen, niemand kam mehr rein oder raus. Im menschenleeren Park kochte ich meine Nudel. Ich fühlte mich wie eingesperrt, alles war düster und grau. Nur weg von hier! Am Abend kam dann doch ein wenig Leben in die Bude. Junge Moldawier feierten ausgelassen am Schwimmbar die halbe Nacht während ich versuchte zu schlafen.