Die Nacht ist vorbei, zumindest auf der Uhr, denn es wird ja nicht dunkel. Die innere Uhr kommt ganz schön aus dem Takt, wenn statt Dunkelheit nur eine kurze Dämmerung den Tag unterbricht. Neben mir haben einige Norweger die ganze Nacht durchgefeiert, auch nicht zwecks Erholung förderlich. Diesselben pöbeln mich am Morgen auch noch in der Rezeption an. Einer möchte wissen zu welcher italienischen Fußballmannschaft ich halte. Ich gehe auf die Diskussion mit dem sichtlich Betrunkenen nicht ein und mache mich auf dem Weg Richtung Vesteralen.

Die Landschaft ist traumhaft, genau so wie man sich Norwegen vorstellt. Die Strasse schlängelt sich der Küste entlang von Fjord zu Fjord und überwindet leichte Bergrücken in Spitzkehren. Immer wieder unberührte Natur so weit das Auge reicht. So unterschiedlich die Landschaft ist auch das Wetter. Mal scheint die Sonne, mal regnet es leicht. Aber nie so daß ich den Regenanzug anziehen müsste. Es geht Richtung Südwesten auf die Finnsnes Halbinsel.

Bei Gryllefjord habe ich eine Fähre gefunden, die mich nach Andenes bringen wird.
Kleine Sträßchen winden sich bergauf- bergab die Fjorde entlang. Sie sind teilweise so eng, dass 2 Autos nicht vorbeikommen. Ich kann die Kurven genießen, es ist wenig Verkehr. Gegen 17.30 komme ich in Gryllefyord an. Von der Fähre noch keine Spur, sie startet aber auch erst um 19.00. Mit mir wartet eine Familie mit Auto und ein Pärchen mit Motorrad aus Deutschland. Alle wollen sie nach Andenes, und so vertreiben wir uns die Zeit dem Austausch von Erfahrungen. Ben und Alisha kommen aus der Nähe von Regensburg und sind mit einer alten BMW GS unterwegs. Pünktlich gegen 19.00 kommt die Fähre und wir verladen unsere Fahrzeuge. Die Fahrt dauert ca. 2 Stunden und ist landschaftlich wunderschön. Die Sonne geht nicht unter und taucht das Meer auf der einen, die Berge der Versteralen in ein warmes, der Versteralen und ein mystisches Licht.

Beim Abladen der BMW passiert dem Angestellten der Fähre ein Missgeschick: er öffnet den Spanngurt auf der Seite des Seitenständers, und so kippt die vollbeladene Maschine um und schrammt teilweise die Schiffswand. Es schaut am Anfang schlimmer aus wie es ist. Die Machine läuft, und nach einer Runde auf dem Parkplatz gibt Ben Entwarnung. Sie fahren gleich auf dem Campingplatz in Andenes.
Ich möchte schauen ob ich eine Hütte finde. Es ist angenehm frisch und ich sehne mich nach einem richtigen Bett. Doch die Preise sind mir viel zu hoch (60€ pro Nacht), und so treffe ich Ben und Alisha wieder auf dem Campingplatz direkt am Strand. Die Aussicht ist ein Hammer. Direkt vor meinem Zelt beginnt der Sandstrand, und vor der Küste sind ein paar kleine runde Felseninseln. Endlich bin ich auch im Kopf angekommen, für diesen Ausblick hat sich die ganze Fahrt gelohnt!
Die Ausstattung des Campingplatzes ist eher spartanisch: es gibt ein Haus mit Rezeption, Küchen Aufenthaltsraum und ein kleines Häuschen mit Duschen und Trockenraum. Den verwende ich auch gleich, denn es wird Zeit für Wäsche. Morgen möchte ich Andoya erkunden, übermorgen habe ich die Walsafari gebucht. Auf die freue ich mich ganz besonders.