Der Tag beginnt früh. Das Wetter ist wunderschön, keine Wolken am Himmel. Ich starte gegen 07.00 gegen Osten. Alle Nebenstrassen sind geschottert, aber sehr gut zu fahren. Es geht Richtung Riga, um dann östlich nach Sigulde zu fahren. Die Dörfer sind änlich wie in Polen, langgezogene Siedlungen neben den Straßen. Interessant ist die Beschilderung: Jedes noch so kleine Sehenswürdigkeit wird kilometerweit im Voraus angezeigt. Bei einem Museum mache ich Halt. Es ist Mittag, doch es ist geschlossen und niemand ist zu sehen. Das Museum, ein Bauernhof, ist sehr gepflegt, ein schöner Park mit Spielplatz ist davor. Ich packe unter einem Baum mein Mittagessen aus und betrachte die Schilder. Leider kann ich sie nicht entziffern, das meiste ist nur in Litauisch geschrieben. Durch die Hitze ist der Käse geschmolzen und auch die die Wurst schaut alles andere als appetitlich aus. Eine Familie kommt zum Spielen vorbei, ein paar Feldarbeiter kreuzen meinen Weg, aber mehr als ein freundliches Lächeln gibt es nicht. Sie können nicht englisch, und ich nicht ihre Sprache.
Immer wieder begegne ich russische Fahrzeuge und riesige SUV’s, wie man sie bei uns auch nur selten sieht. Die Landschaft ist flach, es giebt riesige Felder und Wälder. Viele Häuser sind gepflegt und einladend, andere wiederum ärmlich und heruntergekommen. Die Häuser in den Städten gleichen Plattenbauten, wie man sie von Dokumentationen über den Kommunismus kennt. Aber nirgends habe ich wirklich sehr alte und renovierungsbedürftige Gebäude gesehen. Vor Riga fahre ich um einen riesigen Stausee herum, die Strasse verläuft direkt auf der Staumauer. Es ist nicht so wie bei uns, wo ein Tal aufgestaut wird, sondern hier wurde um einen Fluss herum eine Staumauer gebaut.

Bei Riga fahre ich östlich Richtung Sigulde und Valga. Ich bin auf der Suche nach einem See auf der Landkarte, aber als ich dort bin ist ausser Felder und Wälder nichts zu sehen. Frustriert fahre ich bei Vörtsjärv nach Nordwesten. Die Sonne steht bereits tief als ich doch noch am See vorbeifahre. Es ist ein grosser See, doch nur wenige Strassen führen direkt zum Ufer. Und so fahre ich weiter, denn ich will heute noch nach Talinn kommen, morgen geht die Fähre nach Helsinki.

Die restlichen Kilometer geht es nur mehr geradeaus Richtung Westen, auf einer Tankstelle mache ich halt und tanke. Am Abend erreiche ich Tallinn. Wenn man bei uns von Camping spricht meint man eigentlich einen Platz im Grünen mit Schwimmbad, Duschen usw. Ich finde den Campingplatz nur nach langem Suchen, denn eigentlich ist er nur ein Hinterhof eines Supermarkets an der Küstenhauptstraße, wo man auf Asfalt und rund um den Bäumen zelten bzw. das Auto stehen lassen kann. Der ganze Komfort besteht aus einer Rezeption mit Duschen und WC’s, Wlan im Eingangsbereich und fertig. Aber das ist mir genug. Ich bin nur eine Nacht hier, essen gehe ich heute aus, und die Duschen sind sauber und beheizt. Mehr brauche ich nicht.

Ich baue das Zelt auf und begebe mich auf die Suche nach einem Restaurant um eine Kleinigkeit zu essen. Entlang der Küstenstraße flanieren in den Abendstunden die Touristen, und Einheimische fahren ihren Nobelschlitten aus. Gleich in der Nähe ist das Olympiazentrum mit einem großem Park davor. Um nicht ganz die Orientierung zu verlieren bleibe ich auf der Hauptstrasse und finde außer einer heruntergekommenen Frittenbude nur ein relativ gehobenes Restaurant. Nächsten Tag am Morgen geht die Fähre, und ich will noch die Innenstadt anschauen. Nachdem ich die Emails gecheckt und beantwortet habe verkrieche ich mich gegen 23.00 in mein Zelt.