Die Nacht verlief ruhig, nur einmal hörte ich einen vorbeifahrenden LKW. Es ist noch früh, über dem See liegen leichte Nebelschwaden und es ist kalt. Mittlerweile habe ich ein richtiges Ritual am Morgen: ich packe meine Sachen zusammen und verstaue sie auf dem Motorrad. Das Zelt wird erst ganz zum Schluss abgebaut, damit es noch ein wenig trocknen kann. Gegen 07.00 Uhr starte ich der Sonne entgegen. Ich durchquere Schweden und peile Stockholm an. Das Navi funktioniert ausnahmsweise gut, ich fahre immer die kürzeste Strecke und setze die Ziele mit HIlfe der Straßenkarte. Diese Mischung aus Karte und Navi geht gut, ansonsten landet man ohne Karte immer auf den größten Straßen, und die Africa will ja artgerecht bewegt werden. Je näher ich in den Südosten fahre um so mehr hat mich die Zivilisation wieder. Immer mehr Bauernhöfe und Ortschaften säumen den Strassenrand, und immer mehr wird auch wieder der Verkehr.

Die Wiesen sind saftig grün und Landwirte gerade dabei die Wiesen zu mähen. Über kleine Straßen schlängele ich mich durch die Landschaft. Immer wieder komme ich zu kleineren und größeren Baustellen, denn im Sommer werden die Straßen instand gehalten, damit sie den nächsten Winter durchhalten. Gleich 2 mal komme ich zu Belagsarbeiten, wo die Arbeiter einfach den kompletten Belag bis auf das Schotterbett entfernen und man kilometerlang auf grobem Schotter fährt. Beim 2. Mal warte ich bei einer Ampel bis die Straße freigegeben wird. Meine Verwunderung ist groß, als ein Straßenarbeiter Fahrzeug entgegen kommt und wendet. Auf dem Fahrzeugt ist groß hinten ein Schild befestigt: “Lots. Följ mig”. In dem Moment schaltet die Ampel auf grün. Aha. Wahrscheinlich soll ich dem Fahrzeug folgen. Ich fahre also brav hinter dem Fahrzeug her, auch wenn es mal nach auf die linke, mal auf die rechte Strassenseite wechselt, um mich durch die Baustelle zu lotsen. Dafür ich bin auch sehr dankbar, denn der Schotter ist grob und locker. Die Spurrillen tun ihr weiteres dazu um die Fahrt interessant zu machen.

Am spätem Nachmittag komme ich in die erste größere Stadt seit Tagen: Sundvall. Ich kann mich nicht abhalten, im ersten großen Einkaufszentrum shoppen zu gehen! So gefreut habe ich mich schon lange nicht mehr, doch leider sind die Augen viel größer als meine Gepäcktaschen und ich komme mit viel zuviel Nahrung zurück. Ich weiß gar nicht wohin mit dem Ganzen. Nach langem hin und her bekomme ich es doch unter und suche mir eine Herberge. Heute bleibe ich auf einem Campingplatz, der Luxus einer Küche ist unwiderstehlich.

Bei Stockvik finde ich einen Campingpatz direkt am Meer. Ich kann mit dem Motorrad und Zelt direkt am Strand bleiben. Neben mir zeltet auch ein Paar aus der Schweiz. Sie sind mit dem Fahrrad und Zug unterwegs und haben sind die Ostküste von Dänemark bis Schweden geradelt! Respekt! Bei allen Menschen die ich begegne spüre ich ein besonderes Gefühl, das Gefühl des frei Seins, der Lust nach Abenteuer, die Flucht vom Alltag. Es geht mir ganz ähnlich…