Um ins Delta zu kommen braucht man ein Boot. Das war mir am Reisebeginn nicht klar, jetzt wird es mir aber umso mehr deutlich. Das Delta ist mit 5800 km² das zweitgrößte Flussdelta in Europa, ohne Boot geht gar nichts. Ich habe direkt beim Campingplatz eine Bootsfahrt gebucht. Jeder hier hat ein Boot und bietet Exkursionen ins Delta an. Es war für mich am einfachsten, denn wir starteten um 6 Uhr direkt vom Campingplatz mit dem Auto und fuhren ca. eine halbe Stunde zum Anlegeplatz. Mit mir waren auch noch ein Pärchen aus Österreich und 2 Deutsche mit rumänischer Reisebegleitung. Das Delta besteht aus unzähligen Nebenarmen und Seen, verbunden durch kleine Verbindungswege. Mir dem kleinen Boot kommen wir in jeden noch so kleinen Nebenarm rein und können wir wunderbare Natur aus nächster Nähe betrachten. Das Naturreservat wird in 3 Teile eingeteilt: der kommerzielle Teil, wo wir unterwegs sind und wo die Einwohner auch fischen dürfen, der gesperrte Teil, wo nur Biologen mit Genehmigung reindürfen und der komplett gesperrte Bereich, wo niemand rein darf.

Mir genügt auch der kommerzielle Teil, es gibt dort eine Vielzahl von unterschiedlichen Vögeln und Tieren. Unser Bootsführer kennt einige Plätze wo wir brütende, rastende oder nahrungssuchende Vögel beobachten können. Das Wasser ist ausgesprochen sauber, ich habe es mir viel schmutziger vorgestellt. Bedenkt man dass die Donau auf ihrer Reise bis hierher unzählige Staaten und Städte passiert habe ich nur einmal eine Plastikflasche gesehen. Rekord…

Um schöne Fotos von den Vögeln machen zu können bräuchten wir mehr Zeit. Natürlich will uns der Guide soviel wie möglich zeigen, auch Pelikane. Bereits von weiten erkennt man die rosarot/weissen Vögel an ihrer Größe. Um zu fischen breiten sie die Flügel aus damit die Fische im „Schatten“ sich sicher fühlen. Wir nähern uns langsam der Gruppe, die sich aber gestört fühlt und gemeinsam davonfliegt. Den Deutschen gefällt es, wir finden es schade, dass die Vögel so aufgescheucht werden. Aber unser Boot ist nicht das einzige, das sich so weit nähert. Manche fahren direkt in die Pelikangruppen, um sie aufzuschrecken. Auf meine Frage hin, ob es den Tieren nicht schadet wenn sie vom Fressen abgelenkt werden, meint der Guide einfach, sie könnten ja irgendwo anders hinfliegen. Nun denn.

Auf dem Boot spreche ich viel mit dem Guide, dem Camping Besitzer. Er hat einige Jahre in Italien gearbeitet und spricht fließend 4 Sprachen. Nur Deutsch fehlt ihm und so übernehme ich die Übersetzungen. Er spricht viel über Rumänien, über Kommunismus und Armut, von Stolz und Zukunft. Rumänien ist durch den Kommunismus und Diktatur für lange Zeit gebremst worden. Jetzt befindet es sich im Aufschwung. Hoffentlich in die richtige Richtung!

Am Nachmittag bin ich auf Anraten hin nach Enisala gefahren. Ein kleines Dorf im Süden von Merighiol mit einer alten Festung. Hier treffe ich auf einen Spanier in einem Mercedes ML, der gerade eine Weltreise begonnen hat. Wir haben aber keine Zeit zum plaudern, er muss weiter… Wahrscheinlich will er in 80 Tagen wieder zurück sein.