Meine erste längere Reise mit dem Motorrad. Als Ziel wollte ich nach Gibraltar, dem südlichsten Punkt auf dem europäischem Festland. Zu dieser Zeit wollte ich einfach Motorrad fahren und deswegen blieb die Kamera Ausrüstung Zuhause. Man merkt es bei den Fotos.

Tag 1 – Plaus -> Albisola

Am ersten Tag bin ich von Plaus nach Albisola gefahren. 2015 hat es am Anfang des Jahres sehr viel geschneit, und so bin ich in der Poebene recht arg durch Schnee und Eis gefahren. Ich wollte keine Autobahn verwenden und benutzte nur Nebenstraßen. Was zum Ziel hatte dass ich viel zu langsam war und erst gegen Abend bei Albisola ankam.
Albisola liegt in der Nähe von Finale in Ligurien in den Bergen. Es war kalt und der Wind rüttelte die ganze Nacht am Zelt. Das Abendessen gestaltete sich sehr einfach: Im Eifer des Gefechtes habe ich einen Teil des Benzinkochers Zuhause liegen gelassen.

Tag 2 – Albisola -> Nimes

Die Nacht war kalt und sehr windig. Ich startete früh und frühstückte im Tal. Der Verkehr Küstenstraße von Italien nach Frankreich war erschreckend. Es ging nur im Schneckentempo weiter, bei den Dorfdurchfahrten staute es ständig. Und das im Februar…
Die linke Hand schmerzte vor lauter Kupplung ziehen. Nach der Grenze zu Frankreich wurde der Verkehr besser, dafür das Wetter schlechter. Immer wieder regnete es und es war der Jahreszeit entsprechend kalt.
Bei Nimes suchte ich einen Schlafplatz, den ich neben einem Militär Übungsplatz fand.

Tag 3 – Nimes -> Molin del Pont

Am 3. Tag ging es durch das Rhone Delta nach Spanien. Die Navigation mit dem Handy gestaltete sich immer schwieriger, weil das Ladegerät nicht so schnell laden konnte wie das Smartphone Strom verbrauchte. Und so kam es dass ich mich nach mehreren Irrfahrten im Nebel entschloß, bei Montpellier in einem Elektronik Laden ein Navigationsgerät.
Danach wurde die Navigation zwar leichter, aber die Tage nicht länger. Die Reiseplanung war zu eng gesteckt, bzw. ich machte mir selbst zuviel Stress und wollte so schnell wie möglich ans Ziel. Bei Molin dal Pont machte ich Halt und fand einen schönen Schlafplatz mitten in einem Olivenhain, sogar mit Garage.
Das erste Mal dass ich auf offenen Feuer kochte. Doch auch das ging in die Hose: es rauchte wie verrückt, der ganze Topf war schwarz und das Astronautenfutter, das wir geschenkt bekommen hatten, war nicht essbar. Zumindest konnte ich bei einem nahe gelegenen Bach meine Flaschen auffüllen.

Tag 4 – Molin del Pont -> Juan

Die Nacht war angenehm, es hat nicht geregnet und so startete ich bei Sonnenaufgang. Das Navi führte mich nicht die Küste entlang, sondern die schnellste Strecke: durch das Innenland von Spanien. Was ich zu der Zeit nicht wusste, es gibt in Spanien eine Hochfläche, ich nenne sie mal Hielo Continental. Es war im Februar so kalt daß ich mir die Finger und die Zehen fast abgefrohren habe, das Wetter war bescheuert und es regnete immer wieder. Aber die Wolkenstimmung war unglaublich! Schade dass ich mir keine Zeit für Fotos genommen habe. Die verschiedenen Braun und Grautöne waren unglaublich!
Kurz vor Juan hatte ich die Schnauze voll und quartierte mich in einem Motel ein. Das Zimmer war OK, die warme Dusche ein Genuss!

Tag 5 – Juan -> Gibraltar -> Juan

Heute wollte ich bis Gibraltar kommen, aber ich wollte bei Granada die Alhambra besichtigen. Gegen 10.00 war ich dort. Doch schon allein die Ticketbeschaffung entpuppte sich schwierig. Die Warteschlange nur um die Tickets zu ergattern war mehr als 100 Meter lang. Das nächste Übel war dass sich die Ticket Verkäuferin partout nicht bemühte, sich verständlich zu machen. So kam es dass ich statt eine Karte gleich 2 Karten bekam (natürlich zum doppelten Preis). Stolz, die letzte Stunde durchgehalten zu haben wollte ich durch die Durchgangskontrolle. Aber wieder nichts: meine Karten waren nicht für Vormittag, sondern erst für Nachmittag ab 15.00 Uhr! Es war zum verrückt werden. Frustriert und verärgert über die Ticketverkäuferin machte ich mich Richtung Motorrad, verkaufte meine 2 Karten an ein spanisches Pärchen und fuhr weiter.
Ich wollte so schnell nach Gibraltar und wieder zurück. Nichts klappte wie es sollte, ich war ständig am fahren und hatte überhaupt keine Zeit, etwas anderes zu unternehmen. Oder sagen wir es so: ich nahm mir nicht die Zeit! Die Reise war nicht geplant, eigentlich gäbe es so viel zu sehen, wie z.B. die Affen auf dem Berg bei Gibraltar, Alhambra (natürlich) usw. Aber es war meine erste Reise und die Prioritäten andere.
In Gibraltar fuhr ich bin an die Küste Richtung Süden. Ein kalter Wind blies aus Süden, der Käse, den ich vor 2 Tagen gekauft hatte war auch nicht mehr essbar und ich wollte eigentlich nur mehr nach Hause.
So fuhr ich wieder den selben Weg zurück, den ich gekommen war und machte ich auf dem Weg Richtung Juan. Dort angekommen suchte ich mir ein Hotel und quartierte mich für die Nacht ein.

Tag 6 – Juan – Monresa

Die Nacht im Hotel war super. Das Zimmer sehr schön und die Dusche am Abend entspannend. Ich packte meine Sachen und machte mich auf dem Weg. Es regnete den ganzen Tag immer wieder, sodass ich wirklich den ganzen Tag frohr. Vor allem das 2. Mal Hielo Continental war schrecklich. Die Strecke Madrid – Barcelona kam mir vor wie Mordor. Bei Lleida hat es wegen den vielen Schweine Mast Ställen grauenhaft gestunken. Und zum krönenden Abschluss fiel auch noch der Tacho aus. So wusste ich nicht wieviele km ich gefahren bin und orientierte mich nur nach Stunden, wann ich wieder Tanken gehen sollte. Es dämmerte bereits als ich bei Monresa in einer Wiese mein Zelt aufstellte.

Tag 7 – Monresa -> Autobahnraststätte irgendwo bei Nizza

Die Nacht war wieder einmal sehr kalt. Auf der Sitzbank hatte sich Eis gebildet. Meine geniale Idee, über dem Schlafsack den Bivaksack zu stülpen hatte zur Folge, dass ich zwar etwas wärmer hatte, dafür war aber der Schlafsack komplett nass. Die Streichschokolade war steinhart, ich musste sie im Schlafsack zuerst vorwärmen, um sie überhaupt irgendwie auf das Brot zu bringen.
Die Stimmung hatte den Gefrierpunkt bereits unterschritten als ich durch Frankreich fuhr. Ich wollte nur mehr nach Kilometer machen und entschied mich nach Marseille, auf die Autobahn zu wechseln. Bei Nizza und kompletter Dunkelheit fuhr ich auf einem Rastplatz und stellte das Zelt etwas Abseits der Parkplätze auf.
Gegen 23.00 wurde ich unsanft von einer Gendarmerie Streife geweckt. Sie fragten mich woher ich komme, wohin ich wollte. Auf meiner Antwort, ich komme aus Gibraltar, meinten Sie nur, ob ich nicht doch aus Afrika komme und kontrollierten die Kofferinhalte. Ausserdem sollte ich aufpassen, denn dieser Rastplatz würde gerne von gleichgeschlechtlichen Pärchen als Treffpunkt verwendet. Das war mir in dem Moment egal, ich war müde und so wie ich aussah fürchtete ich mich nicht. Ich danke ihnen für ihre Kontrolle und guten Ratschläge. Zu guter Letzt erzählte mir ein Gendarm noch von seinem Motorrad, dass er einen Triumph Tiger hat. Davor eine Afrika Twin, die er wegen ihrer Einfachheit vermisst. Jede kleine Reparatur am Tiger kostet und zaubert ein Lächeln auf das Gesicht des Mechanikers.

Tag 8 – Nizza -> Plaus

Die weitere Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle. Ich startete bei Dämmerung Richtung Italien und blieb auf der Autobahn, ohne auch nur rechts und links zu schauen. Bei Finale Ligure, wo wir eigentlich Freunde hatten, blieb ich zum Tanken und Kaffee trinken stehen, aber es war einfach zu kalt. Die Fahrt über den Apennin und durch die Poebene war unangenehm. Es lag Schnee auf der Autobahn, nebelig und nass. Erst Richtung Brescia klarte es auf und es wurde etwas besser.
Trotzdem blieb ich auf der Autobahn und peilte Plaus an.
Nachmittags kam ich Zuhause an und freute mich auf eine warme Dusche, warmes Essen und das eigene Bett.
Ich war auch nicht mehr in Stimmung, irgendwelche Bilder zu machen, deswegen nur das Übersichtsbild.

Fazit:

Die Reise nach Gibraltar war meine erste längere Reise mit dem Motorrad und alleine. Ich machte so ziemlich alles falsch was man falsch machen kann:

  • Der Termin im Februar war für eine Motorrad Reise zu früh. In den Bergen liegt überall noch Schnee, die Temperaturen sind bei schlechtem Wetter auch im Süden verhalten
  • Die Tage sind zu kurz, um längere Strecken zu fahren. Ich machte im Durchschnitt 500km und die meistens nur auf Landstraßen.
  • Eine Reise sollte geplant werden: was will ich sehen, was will ich machen. Einfach nur nach Gibraltar zu fahren ist zwar schön, es fehlt aber der Inhalt.
  • Das Motorrad ist eine wunderschöne Art zu reisen, aber nicht um Kilometer zu spulen.